Wir erinnern an:
Ernst Bronheim
Ernst Bronheim war ein örtlicher Funktionär der KPD in Rünthe. Er arbeitete als Hauer auf der Zeche und lebte mit seiner Familie in der "Alten Kolonie". Die Nazis verhafteten ihn gleich nach dem Reichstagsbrand und inhaftierten ihn im Schutzhaftlager Schönhausen. Später wurde er ins KZ Brauweiler überführt, wo er am 15. April 1933 unter zweifelhaften Umständen den Tod fand.
Standort: Glückaufstraße 6, Rünthe
Heinrich Dionysius
Heinrich Dionysius war ein Kommunist, der die Nazis bekämpfte. Der Bergmann lebte in der Altgemeinde Bergkamen, damals eine große Hochburg der linken Arbeiterbewegung. Nach der Machtergreifung wurde er für zwei Jahre ins KZ gesperrt. Er überlebte seine Verfolgung und wohnte später in der Altgemeinde Heil. Heinrich Dionysius starb 1981 in Kamen.
Standort: Stresemannstraße 6, Mitte
Willi Domick
Der 12-jährige Willi Domick war ein geistig und körperlich behinderter Waisenjunge. Seine Mutter starb an Lungentuberkulose, der Vater fiel im Zweiten Weltkrieg. Willi wurde ein Opfer der Kinder-Euthanasie. Er wurde in der Heilanstalt Marsberg/Sauerland umgebracht.
Standort: Taubenstraße 4, Rünthe
Max Herrmann
Der Jude Max Herrmann lebte ab 1926 in der damaligen Altgemeinde Overberge. Der Frisör war mit der aus dem Ort stammenden Alma Wendel verheiratet und führte eine durch die Rassenideologie der Nazis stigmatisierte "Mischehe". 1939 wurde er für mehrere Wochen ins KZ Sachsenhausen verschleppt und anschließend zur Zwangsarbeit in Köln verpflichtet. Ab 1944 lebte er in einem Kellerversteck in Werne-Stockum und überlebte so den Holocaust.
Standort: Werner Straße 178, Overberge
Familie Hertz
Vor dem Ersten Weltkrieg kamen die jüdischen Eheleute Hermann und Amalie Hertz in die Gemeinde Bergkamen. In den Jahren 1911 und 1922 wurden hier ihre Töchter Grete und Lieselotte geboren. Die Familie betrieb am Nordberg ein Textilgeschäft, das sie 1938 an den aus Werne stammenden Kaufmann Kroes verkaufen musste. Familie Hertz verzog unfreiwillig nach Essen und flüchtete von dort in die USA, um dem Holocaust zu entkommen.
Standort: Präsidentenstraße 53, Mitte
August Kühler
August Kühler war Mitglied der KPD und lebte in der Kolonie Rünthe-Süd. Am 10. März 1933 wurde er von der Gestapo verhaftet und blieb fast eineinhalb Jahre in KZ-Haft, die er mit Glück überlebte. Nach dem Krieg engagierte er sich in der SPD und wurde letzter Bürgermeister der Altgemeinde Rünthe. Er ist einer der Gründerväter der heutigen Stadt Bergkamen.
Standort: Beverstraße 89, Rünthe
Hilda Malcherek
Die 13-jährige Hilda Malcherek litt infolge eines Hirnschadens an spastischer Lähmung und Epilepsie. Sie lebte mit ihrer Familie in der Altgemeinde Bergkamen. Als Opfer der Kinder-Euthanasie wurde sie in der Heilanstalt Aplerbeck ermordet. Die Nazis täuschten eine natürliche Todesursache vor, doch die Eltern ahnten, dass ihre Tochter umgebracht wurde.
Standort: Stresemannstraße 2, Mitte
Wilhelm Mork
Wilhelm Mork war von Beruf Maurerpolier und lebte in der damaligen Altgemeinde Weddinghofen. Vermutlich erkrankte er psychisch und wurde so zum Opfer der NS-Euthanasie. Im Rahmen der berüchtigten "Aktion T4" wurde er im Alter von 57 Jahren in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet.
Standort: Pfalzstraße 77, Weddinghofen
Eheleute Rumpf
Adolf und Elisabeth Rumpf lebten in der Altgemeinde Oberaden und waren Anhänger der Kommunistischen Partei. Adolf Rumpf wurde von den Nazis in Schutzhaft genommen und im KZ Schönhausen festgesetzt. Anschließend war er im Gefängnis in Freiendiez. Elisabeth Rumpf wurde wegen einer Erbrankheit zum Opfer der NS-Euthanasie. Im Alter von 27 Jahren wurde sie im Städt. Krankenhaus in Hamm zwangssterilisiert.
Standort: Jahnstraße 5, Oberaden
Christa Vertcheval
Die kleine Christa Vertcheval wurde nur sechs Monate alt. Das Mädchen wurde mit einer Mikrozephalie geboren, ihr Kopf war abnorm klein, das Gehirn nicht richtig entwickelt. Schon die Familie ihrer Mutter galt unter den Nazis als erblich belastet. Christa wurde ein Opfer der Kinder-Euthanasie. Sie wurde in der Heilanstalt Aplerbeck getötet.
Standort: Schlägelstraße 36, Rünthe
Antifaschistischer Stadtführer
Am Städt. Gymnasium Bergkamen haben Schüler*innen einer Projektgruppe einen antifaschistischen Stadtführer entwickelt, der online einen guten Überblick über die Orte der Verfolgung, ihrer Opfer und des Gedenkens verschafft.
KZ Schönhausen
Der Journalist Heino Baues hat für das Bergkamener Infoblog einen Artikel über das Schutzhaftlager Schönhausen geschrieben. Im Wohlfahrtsgebäude der Kolonie der Zeche Grimberg hatten die Nazis 1933 ein provisorisches KZ errichtet.